Paddeln vor großartiger Kulisse - Volalonga in Venedig 2023

11.07.2023

Nach der pandemiebedingten Absage 2020 machten sich dieses Jahr 21 tapfere Sportlerinnen und Sportler gemixt aus verschiedenen Teams (Energiebündel, Kölsche Drachen, Team TVK, Drabomaniacs) nach Venedig auf, um nach 2012 und 2016 nun zum dritten Mal an der Vogalonga am 28.5.2023 teilzunehmen. Die Tage vor der Regatta wurden vielseitig genutzt: am Strand, mit Kultur oder den Sehenswürdigkeiten in Venedig.

Am Vortag der Regatta trafen sich nahezu alle Sportlerinnen und Sportler in der Nähe der berühmten Rialtobrücke. Voll war es in der Stadt: Über das Pfingstwochenende haben sich viele auf den Weg gemacht. Das fleißige Orgateam hatte sämtliche Formalitäten bereits erledigt, so dass sich das Team auf den kulinarischen, geselligen Teil, das Seemannsgarn und die Vorfreude auf das Event konzentrieren konnte.

Am frühen Sonntagmorgen traf sich das Team in Treporti, um dort das bereitgestellte Drachenboot zu übernehmen, startklar zu machen und aufs Wasser zu bringen. Die „McFly“ der Drachenbootliga war in Topzustand und hielt allen späteren Anforderungen stand.

Nun hieß es zunächst, die 8 km hinter sich und den Paddelkahn zum Markusplatz in Venedig an den Start zu bringen. Dank des idealen Wetters, ruhigen Wassers und des motivierten Teams traf das Boot überpünktlich am Startpunkt der Vogalonga ein, so dass auch der Frau Übungsleiterin ein Gruß in die Heimat entsandt werden konnte. Der Anblick der vielen Boote oder anderer teilweise kurioser schwimmfähiger Gefährte war beeindruckend. Zusammen mit der Kulisse bescherte das den Teammitgliedern Gänsehautmomente. Ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.

Nach dem Austausch von guten Wünschen und Freundlichkeiten mit anderen Teilnehmern aus aller Herren Länder ging es dann pünktlich um 9.00 Uhr mit dem Startschuss los. Die laut Veranstalter 2.000 Boote mit über 7.300 Teilnehmern starteten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und sortierten sich während der Fahrt, vereinzelte Kollisionen waren nicht ausgeschlossen. Dank dem souveränen Steuermann Thomas auf dem Steuerbock kam die „McFly“ problemlos durch Tempovariation bis zum Ziel gut durch. Die Vogalonga ist nicht kompetitiv, d.h. es geht nicht um die schnellste Zeit – der Weg ist das Ziel. Die Energiebündel gingen es gemächlich an – zum Glück.
8 km waren schon geschafft und die Aussicht auf die 30 km lange Strecke der Vogalonga und den Rückweg zur Bootsrückgabe führten dazu, dass die Kraft gut eingeteilt werden wollte.

Nach der ersten Teilstrecke folgte ein Zwischenstopp in Burano zum kurzen Beine Vertreten, der für viele notwendigen „biologischen Pause“, das Auffüllen der Energiereserven mit Proviant und z.T. Wechseln der Sitzpläne. Den offiziellen Verpflegungsstop in Burano konnten die Paddlerinnen und Paddler damit auslassen, es wäre ohnehin recht überfüllt gewesen.

Der Rückweg von Burano nach Murano beginnt recht unspektakulär – es gibt wenig zu sehen, weil es ca. 5-6 km schnurgeradeaus geht bis zur Glasbläserinsel. Jedoch trägt die Wasserpolizei, die fleißig vereinzelte unerlaubte Motorboote ahndet, zur Erhellung der Stimmung bei.

Nach 20 km wollten die ersten Kräfte aufgefüllt werden und das eine oder andere Paddel musste mal kurzfristig rein. Der größte Respekt geht an die diversen Stehruderer, die allein unterwegs waren. Hinter der schönen Durchfahrt in Murano folgte das letzte Teilstück nach Venedig und dann die Einfahrt in den schmalen Canale Cannaregio. Hier erfolgte die Belohnung für die Quälerei und das Durchhaltevermögen der Wassersportler durch die zahlreichen Zuschauer:innen durch Jubeln und Klatschen. Das motivierte und setzte weitere Kräfte frei für die Fahrt durch den Canale Grande. Das Highlight der Vogalonga war dann die Unterquerung der Rialtobrücke als eines der Wahrzeichen von Venedig, wofür Steuermann Didi kurzfristig das Steuer übernahm. Angehörige von Teammitgliedern verteilt auf der Strecke, aber auch hier, feuerten uns an und hielten diese Momente mit Fotos und Videos fest. Die Bootsbesatzungen bedankten sich höflich durch Paddel-/Ruderheben. Nach mehr als 3 Stunden erreichte das Team dann erschöpft aber glücklich das Ziel. Alle Teammitglieder wurden einzeln namentlich aufgerufen und jede/r bekam eine wasserdicht verpackte Urkunde und eine Medaille.

Nach einem kurzen Stopp an der Verpflegungsstation, an dem sich das Team mit Bananen und Getränken stärkte, ging es auf die letzte Etappe zurück zum Startpunkt. Damit war auch der “kulturelle” oder auch “kultivierte” Teil der Fahrt zu Ende, es wurde dafür allerdings anschließend noch eine abenteuerliche Seefahrt. Der venezianische Bademeister hatte sich offenbar entschieden, die Wellenmaschine einzuschalten. Das Becken vor dem Markusplatz ist deutlich anfälliger für den Wind und aufgrund der zahlreichen dort wieder fahrenden Motorboote entstand ein ordentlicher Seegang. Das Drachenboot fing heftig an zu schaukeln, mit jeder Welle schwappte reichlich Wasser ins Boot und die Situation wurde von vielen Paddlerinnen und Paddlern durchaus als dramatisch empfunden. Der Steuermann behielt einen klaren Kopf und trieb das Team an “Alles zu geben”, um das Boot mit Geschwindigkeit zu stabilisieren und aus dem Wellenbecken zu bekommen. Nach der bereits absolvierten Strecke fiel es schwer, doch es wurden noch einmal alle vorhandenen Kräfte mobilisiert. Steuermann Thomas behielt die Ruhe und den Überblick und gab alles am Steuer, um den Kahn auf Kurs zu halten. Die Besatzung im Mittelschiff bemühte sich mit den mitgebrachten Ösfässern (kleines schaufelartiges Gefäß), Wasser aus dem Boot zu schippen, weil das Wasser mittlerweile bis zu den Knöcheln stand und mit jeder Welle reichlich Wasser nachlief. Mit jedem Motorboot musste Thomas das Boot wieder neu gegen die Wellen ausrichten und wir fuhren Schlangenlinie – Schwerstarbeit auf dem Steuerbock! Am Lido angekommen wurde das Wasser ruhiger, aber leider war keine geeignete Anlegestelle zum Verschnaufen oder Aussteigen zu finden. Also kurz einmal durchschütteln, den Adrenalinschub genießen und von dort weiter paddeln am Punta Sabbioni vorbei weiter nach Treporti. Auf diesem Stück bekam das Boot dann noch einmal das zweifelhafte “Vergnügen” einem durch eine größere Fähre verursachten “Tsunami” zu begegnen, das war eine beeindruckende Welle. Aber auch die brachte uns nicht zum Kentern, die Energiebündel wirft so schnell nichts um!

Die Kraft- und Nervenreserven waren auf alle Teammitglieder unterschiedlich verteilt. So konnten noch kühle und erfahrene Köpfe das Team neu einschwören und die so freigesetzten Energien wieder in Vortrieb für die letzten Kilometer und das Umfahren der zahlreichen Sandbänke umdrehen. Nach den vielen gepaddelten Kilometern in den Armen und der sich steigernden Müdigkeit kam das ans Licht, wofür die Energiebündel stehen. EIN TEAM, EIN SCHLAG, EIN BOOT!

An der Anlegestelle Treporti gab’s dann zahlreiche Umarmungen, Schulterklopfen, erschöpfte aber strahlende Gesichter ob der gezeigten Leistung und der gemeinsam durchgestandenen Situationen. Schließlich hatten wir gemeinsam den Karren(berg) aus dem (Wellen)Dreck gezogen.

DANKE THOMAS, das war großartig!

Insgesamt war das Team 7 h im Boot unterwegs und hat dabei 48 km zurückgelegt. Dank unserer guten Trainingsvorbereitung durch unser Trainer/Steuerteam kamen alle schnell wieder zu Kräften, konnten gemeinsam den Rest des ereignisreichen Tages gesellig in der Gastronomie des nahegelegenen Campingplatzes ausklingen lassen und dabei stolz die zahlreichen auf den Handys eingehenden Glückwünsche und Respektsbekundungen der daheimgebliebenen Energiebündel genießen.

Veröffentlicht 11.07.2023 von Christine, Nadine und Andy